SCHLÖSSER & BURGEN: Schöner wohnen mit Graf Zahl – Willkommen

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Die erste Begegnung im Leben mit einem Menschen ist oftmals exorbitant prägend und die Chemie während des Knüpfens erster zarter Bande entscheidet zumeist unumstößlich über den Fortgang der zukünftigen Verbundenheit. Johann Wolfgang von Goethe und ich haben uns im Deutschunterricht – was wahrlich kein sehr intimer Ort für ein erstes Rendezvous ist – über einen gewissen Herrn Faust kennengelernt. Letzterer erwies sich als kein allzu fähiger Kuppler und dementsprechend unvermögend sah ich mich, selbst unschuldigste, positive Gefühle wie etwa Sympathie oder Verständnis – weder für den einen, noch für den anderen – zu entwickeln. Der endgültige Bruch für unseren nichtmaligen Hauch einer Beziehung folgte nach dem kläglich gescheiterten Versuch meinerseits, den Faust durchschauen zu können, indem ich meinem Gemüte ausschließlich sein allerletztes Kapitel zumutete. Dies hoffnungslose Unterfangen besiegelte damals Goethes und mein gemeinsames Schicksal und so gingen wir fortan getrennte Wege – eine von mir ganz bewusst gefällte Entscheidung, die zu überdenken mir im Laufe der Jahre nie in den Sinn kam. Und heute? Tja, da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor, oder?! Nein, keineswegs, an dieser Stelle insistiere ich von einem leidenschaftlichen Gefühl geleitet, dass ich mich entschieden weiser fühle als noch zu leidigen Zeiten von Pflichtlektüre und aufgezwungenen Prosa-Interpretationen. Und so habe ich inzwischen vielen Dingen, Menschen und Werken, welche im Rahmen der vom Lehrkörper forcierten Konfrontation mitunter ohne allzu tiefgründige Recherche oder neutrale Auseinandersetzung mit dem persönlichen Prädikat „Iiieeehbaaah!“ versehen wurden, eine zweite Chance gegeben. Und wer bloß hätte das gedacht, die gewonnene Erkenntnis ist im Prinzip nicht allzu überraschend: Nähert man sich der Materie aus eigenem Antrieb, unvoreingenommen und degagiert, so entfalten sich nur allzu gerne Sympathien genau dort, wo man sie so rein gar nicht erwartet hätte. Aber: Ich möchte einen solchen Effekt an dieser Stelle keineswegs glorifizieren, denn so manch eine in der Vergangenheit, wie intensiv auch immer, erarbeitete Meinung festigt sich selbstredend auch im Rahmen der Freiheit. So sende ich meine allerherzlichsten Grüße an den Homo Faber, den zu mögen ich niemals nicht bereit sein werde. Punkt. Doch zurück zu Goethe. So fern mir der werte Kunstschaffende damals auch gewesen sein mag, so leite ich doch heute mit Freuden unser Schlösser & Burgen Projekt mit einigen seiner vielen gar so weisen Worte ein:

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Die eingangs von „Erinnerung“ formulierte Frage stellten der A und ich uns, als wir zuletzt von einem unserer 1000-km-in-30-Stunden-Ausflüge, vollends glückselig zwar, aber doch auch erschöpft, in die heimischen Gemächer zurückkehrten. Die These, dir wir aufstellten und die es in dieser Rubrik von nun an zu beweisen gilt: Es gibt auch im Münsterland, sprich in unserer näheren Umgebung, allerlei Fleckchen Erde, die einen mit Freude erfüllen und die zu entdecken es gilt. Alsbald bemühten wir Google und grenzten dabei unsere Suche entsprechend unserer Vorliebe für altehrwürdige Gebäude auf Burgen und Schlösser ein. So stießen wir auf die von Münsterland e.V. deklarierte 100-Schlösser-Route. Den Untertitel „Die Königin unter den Radwegen“, so viel dürfen wir an dieser Stelle schon einmal verraten, vernachlässigen wir, immens sportlich wie wir sind, geflissentlich, doch sei zu unserer Verteidigung gesagt, dass eine solche Ignoranz ihren Ursprung nicht ausschließlich in fehlender Wadenmuskulatur hat, sondern auch eine aus der Not der völligen Fahrrad-Abstinenz geborene Tugend darstellt.

Der Ermangelung eines Drahtesels ungeachtet beschlossen wir die Herausforderung der Route mit einigen wenigen Pferdestärken mehr anzunehmen und zukünftig immer dann, wenn wir Zeit, Muße und eine wohlwollende Verbindung mit Petrus haben, die Schönheit und das Gute in der Nähe zu genießen und einen der gelisteten Erdenflecken zur unserer Destination für eine kleine, aber dennoch feine Exkursion zu machen.

Die Begleitbroschüre zu erwähnter Velo-Hoheit offeriert dem geneigten Liebhaber, uns eingeschlossen, von Steinkonstruktionskunst aus vergangen Zeiten, wie der Name schon unschwer zu erkennen gibt, eine Zenturie solcher Ausflugsziele und bewertet dabei in drei Kategorien das zu bewundernde Bauwerk: Absolut sehenswert, sehenswert und am Wegesrand. Die Idee einer solchen Skala fanden wir gut und haben sie kurzerhand adaptiert, um besonders für diejenigen Menschen, welche ebenfalls eine stressfreie Tagesexpedition planen, Anregungen und Wissenswertes bereit zu stellen. In unser kleines, aber dennoch feines Schloss-Gutachten fließt dabei nicht nur die reine Schönheit des Gesehenen ein, sondern auch ganz praktische Dinge wie die Besichtigungsmöglichkeiten, das Aufgebot an Zeit, welches man dem Ort widmen kann ohne übersättigt oder gar gelangweilt zu sein und ähnliches, was unserem gestrengen Auge auffällt.

Hier nun die Legende zu unserem ganz persönlichen Schlossrundgang:

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Abschließend sei zu erwähnen, dass die Bewertung auch für Burgen oder ähnliche Prunkbauten angewendet werden kann. Und wir wären nicht der A und die O, würden wir uns allzu strikt an Broschüre halten. Sollten wir also auf einem unserer vielen, wunderbaren Wege ein Monument entdecken, welches nicht auf besagter Liste aufgeführt ist, seid euch gewiss, wir werden es trotzdem erkunden! In diesem Sinne, Vademecum!

Übrigens, eine kleine Randnotiz noch, um die so weisen und wahren Worte des Herrn Johann Wolfgang von Goethe noch einmal zu unterstreichen: Das von uns so sorgsam präsentierte Postkartenmotiv ist nichts anderes als der Ausblick, den wir jeden Tag haben, wenn wir aus unserem Küchenfenster sehen. Warum also in die Ferne schweifen…?

[hupso]



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