DARTS: Our Road To PDC – Teil 3 : Ich bin ein Dartpfeil

Professionalität ist ja gemeinhin in annähernd jedem Business das A und O (wie entzückend trefflich dies doch besonders in unserem Fall ist). Entsprechend kompetent trat die Omni im heimatlichen Dart-Store auf, nachdem sie endlich die lang ersehnten, schon nicht mehr für möglich geglaubten Custom-Flights in Händen hielt und sie die nachstehenden, von Expertise nur so strotzenden, Worte, welche noch heute in ihrem Gehörgang widerhallen, gerade so, als hätte sie sie erst vor einem Augenblick ausgesprochen, an den Shop-Inhaber richtete: „Vielen Dank, nun bräuchte ich bitte noch den Rest vom Pfeil, zwei Stück bitte!“ Schweigen. In einem fort. Dann schließlich ein erlösendes „Pass Mal auf Kindchen…“, das auf ein mehr als tiefes, wenn nicht gar fassungsloses, Luftholen folgte. Wie bereits im vorangegangen Teil unserer Serie angekündigt, entpuppte sich der münster’sche Geburtstagsretter nicht nur als äußerst fachkundiger Verkäufer, sondern vor allem als passionierter Darts-Spieler, der mich die eine oder andere Lektion lehrte, bevor ich auch nur in die Nähe davon kam, irgendetwas davon käuflich zu erwerben, was ich in meinem jugendlichen Übermut leichthin als schnödes Rudiment bezeichnet hatte. Quintessenz des sympathischen, wenn auch sehr bestimmten, Vortrages, ward die Erkenntnis meinerseits, dass ich mitnichten irgendein Residuum (und das zwei Mal, jawohl) benötigte, sondern, für den Anfang, Barrels und Shafts.

Darts JesusWas Erstere betrifft hatte ich, nach immens fruchtbarer Materien-Einführung zugeschnitten auf junge Debütantinnen mit höchst defektiven Referenzen, für meine bescheidenen Verhältnisse eine recht konkrete Vorstellung: Griffig und schwer sollten sie ein. Einige manuelle Fühlproben später, fiel die Wahl auf ein profilreiches Barrel, dessen Grip sich im Moment der Entscheidungsfindung für meine empfindlichen Fingerspitzen als außerordentlich tauglich erwies. Um jedoch die Gewichtsfrage in Augen des Meisters adäquat lösen zu können, bahnte sich dasjenige Unheil, das zu vermeiden ich bei Betreten des Ladenlokals fest entschlossen gewesen war, unausweichlich und blanke Panik schürend, an. „Du musst ein paar unterschiedlich schwere Pfeile auf das Board da drüben werfen, sonst kannst du das nicht richtig beurteilen“, Punkt. Nun hatte die Omni zwei Optionen und nur Bruchteile von Sekunden Zeit, einer von beiden den Vorrang zu gewähren: Entweder sie verkündete kleinlaut, dass sie sich schäme in einer solch ungewohnten Lage vor fremden Augen ihre kläglichen Sporteskünste zur Schau zur stellen oder aber sie spränge erhobenen Hauptes und Souveränität vorgaukelnd über ihren gar furchterregenden Schatten. Nun, die Omni wäre nicht sie selbst, so sie nicht versuchte, selbst bei völliger Ahnungslosigkeit geistesbehellt und vollumfänglich kompetent zu wirken und so warf sie… Und traf gar die Scheibe – wo, soll an dieser Stelle völlig irrelevant sein, schließlich galt es als exorbitant hohen Erfolg zu verbuchen, keine Versicherungsschäden am übrigen Interieur des Dart Stores herbeigeführt zu haben. Der unfreiwillige Praxistest jedenfalls bestärkte mich in meiner bis dato nicht durch Fakten fundierten Überzeugung, schwere Barrels zu bevorzugen, und so gewannen in der Folge die Grip-Favoriten mit einem Gewicht von 26 Gramm. Ich wiegte mich bereits in wohliger Sicherheit, als postwendend der nächste messianische Einspruch mein Ohr erreichte. Der Personal Jesus und Shopinhaber in persona warf messerscharf ein, dass ich nicht wissen könne, ob der A meine Ansichten bezüglich Schwere und Handhabe des Flugobjektes teilte und dass es im Sinne eines langfristigen Spielspaßes unabdingbar sei, dass auch der binnen kurzem Beschenkte einige Testobjekte in Richtung Wand feuere.

Zugegeben, eine durchaus nachvollziehbare Remonstration, aber: In Sachen Geburtstagsmission hatte der Wirt die Rechnung hier ganz zweifelsfrei ohne die O gemacht, die die Eventualität einer vorverlegten Geschenke-Revision derart bestimmend ablehnte, so dass das Gegenüber nur kapitulieren konnte. Nun, fundiertes Dartwissen und die Entschlossenheit einer verzweifelten Frau sind eben nicht allzu leicht gegeneinander aufzuwiegen, und die Oberhand variiert ganz fallspezifisch. An dieser Stelle verbuchte ich also einen kleinen Sieg für mich, und der nächste sollte alsbald folgen, ward schließlich noch die Frage nach den Schäften zu klären. Ich sog die göttliche Erläuterungen bezüglich Nylon- und Aluminium-Produkten und deren Vor- und Nachteile in mich auf und wählte, entgegen der Empfehlung versteht sich, die metallische Variante, aus dem einen magischen Grunde, den nur weibliche Gene voller Leidenschaft, indiskutabel und schlüssig statuieren können: Sie sehen schlichtweg sehr viel hübscher aus – und die Optik zählt, so isses! Einkauf beendet, das war ja einfach! Ich hatte nicht nur, was ich wollte, und alles sah so aus, wie ich es mir während meiner vielen schlaflosen Nächte vorgestellt hatte, sondern ich wusste darüber hinaus auch, dass ich an diesem Tage einen Dart-Store (und vor allem auch dessen Betreiber) kennengelernt hatte, den ich auch zukünftig, dann selbstverständlich in Begleitung des A, aufsuchen würde, hatte sich doch bewahrheitet, was man vielerorts häufig feststellt: Die Beratung in kleinen, fast schon intimen Läden, ist persönlicher und nachhaltiger als in überlaufenen Großgewerben, die von allem möglichst viel anbieten, dafür aber auch unmöglichst wenig über ihre Offerten wissen.

Ich jedenfalls war nach meinem Einkauf ganz vorzüglich im pfeilischen Bilde und stellte dementsprechend schnell fest, dass ich zwar Shafts aus Aluminium, aber keine O-Ringe erstanden hatte (ich wurde darauf hingewiesen derer zu benötigen, doch auch die unwahrscheinlich wissbegierige Omni hat ein selektives Gehirn, welches bei zu vielen Informationen auf einen Schlag irgendwann ungefragt in den Fahrstuhlmusik-Modus schaltet). So bestellte ich das letzte fehlende Puzzleteil (und eines, dessen Abstinenz mir vorher nicht einmal aufgefallen war, nämlich eine formschöne Utensilientasche), fix im Internet und konnte gerade noch rechtzeitig vor des A’s großem Tage alles zusammenbasteln. Selbst die Filigranarbeit zwischen Gewinde und Gummiring sollte mir hierbei erstaunlicherweise gelingen. Die Festlichkeiten durften einmarschieren, die O ward bereit und gewappnet – und mehr als gespannt auf Antis Reaktion, welcher sich schon seit geraumer Zeit fragte, für welcher Art Geschenk ich seine kätzische Grafikvorlage wohl benötigt haben mochte.

DarttascheZu Zeiten eines wunderschön bunt gefärbten Herbstes hielt der A der O endlich sein, in mit Minnie Mouse verziertem Papier gehülltes (ja, die Omni ist keinesfalls infantil, sondern äußerst detailverliebt), Präsent fest umschlossen in seinen Händen, nach wie vor völlig ahnungslos ob des Inhalts. Da ich weiß, wie Anti begrenzte Begeisterung oder gar Missfallen zu äußern pflegt und seine höflichst gemeinten Täuschungsstrategien in dieser Beziehung aussehen, kann ich ohne jeden Zweifel behaupten: Mission completed, mit Auszeichnung und summa cum laude. Ein vollends beglücktes Geburtstagskind – was will man mehr?

Nun, eine klitzekleine Winzigkeit vielleicht, an die man hätte denken können, aber nicht müssen: Ein Dartboard, welches das Einweihen der von Herzen kommenden Gabe entschieden erleichtert hätte. Aber darum soll es sich beim nächsten Mal drehen. Game On!

PS: Dem geneigten Leser und ambitionierten Spieler mag vielleicht aufgefallen sein, dass ich bei der ohnehin nicht ganz einfachen Auswahl der Barrels kein Wort über deren Material verlor. Und tatsächlich sprachen der Experte und ich beim Kauf über dieses Detail überhaupt nicht. Insofern kann ich nur vermuten, dass es sich zeitgemäßerweise bei den erstandenen Exemplaren um welche aus überwiegend Wolfram handelt. Doch Tungsten oder nicht, der Erfolg zählte in diesem Falle außerhalb des Turniersports und: Nobody is perfect!

Gleich Teil 4 lesen: Darts: Our Road To PDC Teil 4 – Die Welt braucht eine Scheibe

[hupso]



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