Ein A und ein O gehen auf Herzreisen

Tief empfundenes Fernweh und der Wunsch zu reisen, die Welt – oder etwas selektiver, und damit bei weitem ehrlicher, betrachtet: einige, nicht wenige aus der Ferne für wunderschön befundene Fleckchen dieser Erde – zu entdecken und erleben, sind seit einiger Zeit für uns, den Anti und die Omni, ein großes Thema, weswegen die aktuelle Blogparade „Welcher Reisetyp seid ihr“, initiiert von Melanie und Thomas von reisen-fotografie.de, mir seit Wochen durch die kopfeigenen Murmeln geistert. Nun, kurz vor Toresschluss, finde ich endlich die Zeit, meine Überlegungen diesbezüglich zu virtuellem Papier zu bringen, wohl wissend, dass ich am Ende meiner ausformulierten Gedanken nicht sanft gebettet in einer allzu konkreten stereotypen Schublade landen werde. Wie so oft im Leben, erscheint es auf den ersten Blick sehr viel einfacher zu statuieren was man nicht ist, anstatt ad hoc ein klares Bild seiner Selbst aufzeichnen zu können. Doch scheint es auch auf diesem Wege möglich, ans Ziel zu kommen, weswegen ich entschieden habe, zunächst einmal zurückzublicken.

Geboren, um Gewohnheitsurlauber zu werden

Es entzieht sich ganz entschieden meiner Vorstellungskraft, dass irgendein Mensch auf dieser stattlich großen Welt häufiger an ein und demselben Ort seinen Urlaub verbracht hat als meine Großeltern. Ihre erste gemeinsame Reise führte ins österreichische Zillertal, ebenso ihre bis dato letzte und alle anderen dazwischen auch – grob geschätzt 120 mindestens einwöchige Aufenthalte in ein und demselben Zimmer in ein und derselben Pension, in ein und demselben Fügen. Ein anderer als der gewohnte Raum innerhalb des familiär geführten Gästehauses? Unter anhaltenden Unmutsäußerungen während des gesamten Aufenthaltes möglich. Eine andere Unterbringung, etwa im Hause gegenüber? Kam nicht in Frage. Eine völlig fremdartige Destination außerhalb Fügens oder gar Österreichs? Undenkbar und vollends indiskutabel. Und dementsprechend ergab es sich, dass ich im stattlichen Alter von acht mehr als properen Wochen zum ersten Mal Teil dieses augenscheinlichen Gewohnheitsurlaubs wurde und den ehemaligen Reiseplatz meiner Mutter einnahm, der fortan das Privileg zuteilwurde, die heimatliche hessische Haustierfauna zu beaufsichtigen, während ich mich von da an mindestens zwei Mal jährlich Hals über Kopf ins bergische Vergnügen stürzte. Meinen Großeltern taten es offenbar viele Leute gleich, weswegen meine Erinnerungen an diese lang zurückgehende Zeit mit allerlei Menschen beginnen, die für mich grundsätzlich Onkel und Tanten waren, sah ich sie doch nicht sehr viel weniger als diejenigen Personen, die wirklich zur Familienbande zählten.

Erster Urlaub FügenÜber die Jahre erarbeitete ich mir, nebst den Fähigkeiten des Laufens und Sprechens, in der näheren Umgebung der Pension einen nicht zu verachtenden Ruf als Partygranate mit einem mehr als ansehnlichen Gesangsrepertoire – von den Zillertaler Schürzenjägern (natürlich), über die Kastelruther Spatzen bis hin zum Original Naabtalduo – das kleine, drollige Mädchen, welches ich war, sang alles für jeden. Später, als neben meinen Knochen auch mein persönliches Schamgefühl wuchs, verlagerte ich meine professionellen Ambitionen von der Musik hin zum Minigolf spielen, zu welcher Aktivität ich meinen Opa fortan mindestens drei Mal täglich nötigte. So zogen die Jahre ins Land und die letzte Fahrt meiner Großeltern in ihre zweite Heimat, jedwede andere Formulierung würde den Tatsachen nicht gerecht, ward gleichzeitig die erste ohne mich seit ich 1982 das Licht der Welt erblickte. An meiner statt begleitete meine Schwester im Grundschulalter das rüstige Ehepaar, während ich in meinem vollends Bravo-beposterten Kinderzimmer derweil dem bevorstehenden Ende meiner Pubertät entgegenfieberte. Samanthas Fazit nach ihrer Rückkehr, die herbeizusehnen sie wohl die kompletten Ferien verbracht hatte, fiel nüchtern und schlicht aus: Schrecklich langweilig und langweilig noch dazu (obschon auch sie sich, so unsäglich weit fällt der Apfel dann offenbar doch nicht vom Stamm, für die eine oder andere Partie Miniaturgolf hatte begeistern können).

Rückblickend wäre mir (meine Schwester erhält dennoch für ihr Resümee mein vollstes Verständnis) niemals in den Sinn gekommen, die Reisen mit meinen Großeltern als langweilig zu bezeichnen – es gab immer einen Ball zu schlagen, ein leckeres Eis zu essen, sich an neuen Positionen im Ort ein Knie aufzuschlagen oder eine Blindschleiche, vor der es lauthals zu fliehen galt. Auch haben wir einige wenige größere Ausflüge gemacht, an die ich mich gerne erinnere (die Krimmler Wasserfälle beispielsweise oder die Kundler Klamm würde ich in meinem heutigen Bewusstsein sehr gerne noch einmal sehen). Vielleicht war ich einfach ein außerordentlich anspruchsloses Kind oder aber, und diese Variante bevorzuge ich, mir kam es schon damals auf andere Motive an als Action und Bespaßung. Heute, mit dem Abstand von annähernd 20 Jahren, gehe ich sogar so weit zu sagen, dass ich noch ein letztes Mal in diese eine Pension, in diesen einen Ort in dieses eine Österreich fahren würde – Nostalgie hat durchaus seine Reize – auch wenn ich für mein zukünftiges Leben den Gewohnheitsurlaub als bevorzugte Stereotype kategorisch ausschließe. Es gibt so unfassbar viele Orte auf der Welt, die zum mundoffenen Staunen animieren, warum sollte ich mich der Möglichkeit berauben, zumindest so viele wie möglich davon zu bereisen? Doch, wenn mir ein Ort über die Maßen gefällt, dann werde ich ihn auch ein weiteres Mal besuchen, so viel ist sicher!

Geschult, um anspruchslos zu werden

Gastfamilie EnglandDie Schulzeit ist für ein Kind in vielerlei Hinsicht prägend, in meinem Falle tatsächlich auch für den Reisetypus, der ich einmal werden würde, begegneten mir doch im Laufe einiger Klassenfahrten einige Unwägbarkeiten, die zu vermeiden heute äußerste Priorität meinerseits genießt. So verbrachten wir etwa in der Mittelstufe einen zweiwöchigen Aufenthalt in England, dessen überwiegenden Teil wir in Zweiergruppen in die Obhut einer Gastfamilie übergeben wurden. Während meine Zimmergenossin Anke und ich bezüglich der zum Mittagessen dargebotenen landesspezifischen Delikatessen wie etwa Pommes mit Pizza und Spagetti noch großes Glück unser eigen nennen durften, waren die Regeln im Hause (ein erinnerungswürdiger Traum aus weiß und sämtlichen, nur denkbaren Ausprägungen von rosa) des eigentlich sehr netten Gastehepaars streng und ein nächtlicher, wenn auch manchmal noch so nötiger, Gang zur Toilette zum Beispiel ward mit den Lärmschutzvorschriften nicht vereinbar. Die abschließenden Tage des Schulausfluges verbrachten wir in einem exorbitant günstigen Bed & Breakfast in London selbst – und wünschten uns noch in der ersten Nacht zurück in den hinter uns liegenden Plüschhimmel. Zwar hätten wir in der aktuellen Unterkunft so laut urinieren dürfen, wie wir es für richtig erachteten, doch waren sowohl die sanitären Anlagen als auch die Betten derart verdreckt, dass wir sowohl Schlafen als auch das Verrichten der Notdurft auf andere Gelegenheiten vertagten (der schimmlige Frühstückstoast unterstrich das Gesamtbild der Behausung stimmig und wurde insofern nicht weiter beachtet). Man nahm es hin und sprach nicht weiter darüber.

Irland HerbergeÄhnliche sanitäre Zustände begegneten mir dann auch während der Oberstufen-Exkursion nach Irland. Die Duschen in dem von außen so herrschaftlichen und wunderschönen Landschulheim betraten wir mit Plastiktüten an den Füßen. Meine Frage an die Kursleiterin, ob es denn wohl tatsächlich seine Richtigkeit hätte, dass diejenigen Schüler, die für ihren Auslandsaufenthalt am meisten hatten bezahlen müssen (die Reise zur grünen Insel war das mit großem Abstand teuerste Angebot unter den zur Wahl stehenden Abschlussfahrten gewesen), nicht einmal auf ein zumutbares Mindestmaß an Sauberkeit Anspruch hätten, wurde mit der Gegenfrage abgetan, ob ich zu Hause wohl auch so frech und aufmüpfig sei – und dies von der größten Emanze, die unser gymnasialer Lehrkörper aufzuweisen hatte. Ich sprach von da an kein Wort mehr mit ihr, was mir außerordentliche Freude bereitete, welche auch ihre spätere Entschuldigung nicht zu dämpfen wusste.

Doch nicht nur in Sachen Hygiene waren die Trips im Rahmen meiner Schullaufbahn prägend, denn besonders der zweite Ausflug nach Großbritannien hat mir eine unumstößliche Tatsache in mein heutiges Bewusstsein gerufen: Ich möchte nie wieder Teil einer organisierten Gruppenbesichtigungsurlaubs sein. Ein so wunderschönes Naturschauspiel wie Irland zu 85% der Reisedauer sehnsüchtig durch das Fenster des fahrenden Busses bestaunen zu müssen, ist schlicht und ergreifend ein absolut unbefriedigendes Trauerspiel, besonders dann, wenn man einen überwiegenden Teil der Mitinsassen nur recht marginal sympathisch findet (und selbst das ist noch freundlich beschönigend).

Auf den Ort des Begehrs muss man sich einlassen können, ihn erleben und genießen dürfen. Durchgeplante Pauschalangebote, welche in möglichst kurzer Zeit hochgradig viele Sehenswürdigkeiten präsentieren möchten (und das für nicht gerade wenig Geld), werden niemandem gerecht: Weder dem Land, seiner Natur sowie seinen Bewohnern, noch den Ansprüchen desjenigen, der sie antritt. So weiß ich zwar heute, das Irland über die Maßen schön ist, wirklich wahrnehmen konnte ich es allerdings nicht. Ein Mindestmaß an Flexibilität und Eigeninitiative innerhalb eines Urlaubes ist für mich einfach unabdingbar, genauso wie die Möglichkeit sich innerhalb der Unterkunft frei von der Angst, sich mit einer schrecklichen Krankheit anzustecken (da steckt in mir leider ein kleiner Monk), bewegen zu können. Und ungeliebte Mitreisende, die allerlei nichtssagendes Zeug plappern, dessen Lautstärke sich antiproportional zum Sinngehalt verhält, benötige ich auch nicht. Punkt.

Camp Evil

Während meiner Oberstufenzeit hatte ich mich mit allerlei außerordentlich schlechten Umgang (O-Ton Großmutter) abgegeben und mit war mit dessen Hilfe, selbstverständlich zum Leidwesen meiner Oma, in der ach so bösen Metal-Szene sesshaft geworden. Das Abitur frisch in der Tasche war es vollkommen klar, wohin die Reise nun gehen würde. Hätte ich mich damals, bewusst oder auch unbemerkt, gefragt, was wohl eine noch unangenehmere Erfahrung darstellen könnte als verdreckte Jugendherbergen und außerordentlich billige Bed & Breakfasts, ich hätte nicht geahnt, wie schnell man mir eine Antwort hätte zukommen lassen: Das erste Mal Wacken, meine campingtechnische Jungfernfahrt, so man denn die unzähligen, todesmutigen Versuche gemeinsam mit der besten Grundschulfreundin eine Nacht im eigens im Garten aufgestellten, schier unüberwindbare fünf Meter vom Haus und damit dem sicheren Kinderzimmer entfernten, Zelt zu bestehen, ungeachtet vernachlässigt.

Wacken 2004Wie dem auch sei, Camping gestaltet sich für latente Hygienefanatiker und ausgeprägte Entomophobiker je nach Organisationsgrad der Ausflugsgruppe als einigermaßen große Herausforderung, die ich in den ersten Jahren noch als gottgegebene, unausweichliche Bürde annahm – für das richtige Festival-Flair muss man da einfach durch, hell yeah – später jedoch immer öfter in Frage stellte. Der endgültige Bruch zwischen dem Zelten und mir kam dann, als ich während meines Jahrespraktikums bei einem einschlägigen Szene-Magazin die Annehmlichkeiten eines Hotelaufenthaltes während solch musikalischer Ausnahmezustände beanspruchen durfte und feststellte, dass mir ganz persönlich mit der nächtlichen Rückkehr in ein kuschelweiches Bett nebst befestigten sanitären Anlagen rein gar nichts von dem Gesamterlebnis Festival verloren ging – Im Gegenteil, frisch geduscht und stattliche drei Stunden lang ausgeschlafen feierte es sich am nächsten Morgen um ein Gros besser!

Es war beschlossene Sache, Camping würde niemals mehr ein Teil der umfangreichen Beschreibung und Findung meines Reisetypus sein. Ich mag das Erleben, barfuß durch den Sand oder über eine grüne Aue laufen, das Erklimmen steiniger Pfade – aber nachts benötige ich ein ordentliches Gemach um mich am folgenden Tag noch wie ein leistungsfähiger Mensch zu fühlen, der den Ort, den er besucht, genießen und mit allen Sinnen wahrnehmen kann.

Glampende Flashbackpacker auf Wellness-Butterfahrt zur pauschalen Poolparty

Ein hohes Maß an Empirie im Leben gewinnt man durch Erlebnisse. Dabei ist es für das Sammeln der Erfahrung völlig unerheblich, ob es auf einer bewussten Entscheidung oder auf einer zufälligen Abzweigung, welche man, plötzlich vor ihr stehend, spontan einschlägt, beruhen – sie prägen einen, formen einen kleinen Teil des großen Ganzen, dass du als Mensch irgendwann bist oder dein Leben lang erstrebst zu sein. Jede auf diesem Wege, mitunter vielleicht schmerzlich, gelegentlich auch vollkommen gratis, erworbene Erkenntnis ist wertvoll und verdient ihren Platz in der eigenen Biografie, denn auf ihnen beruhen auch manchmal weiterführende Einsichten, deren Beweis nicht zwangsläufig eines ausschweifenden Experimentes bedarf – man lernt sich selbst kennen und verstehen. Ein wenig Lebensweisheit à la „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ muss auch in Sachen Reise-Präferenz erlaubt sein.

So weiß ich beispielsweise, dass ich keinerlei Interesse an einem luxusgetränkten Hotelurlaub am Pool habe, dessen Abende entweder dazu genutzt werden, sich für die Völlerei am Folgetag auszuruhen, sich von schlecht bezahlten, penetrant gut gelaunten Animateuren zu allerlei Peinlichkeiten nötigen zu lassen oder aber sich auf vollkommen freiwilliger Basis zu betrinken, ohne jemals Teil eines solchen Schauspiels gewesen zu sein. Sicherlich mag bei der Erwägung einer solchen Reise mitunter auch der Faktor des Sich-vom-schweren-Arbeitsalltag-Erholens eine wichtige Rolle spielen, doch jedes Individuum hat seine eigene Art zu relaxen, und für mich persönlich bedarf es da keines beheizten und gechlorten Pools oder wiederholten Gurkenmasken aus dem Spa-Bereich, von Liegestuhl-Markierern und Ballermann-Königen ganz abgesehen.

Auch werde ich wohl niemals (doch wer weiß das schon) allein mit dem Rucksack (ich höre mich bei dem bloßen Gedanken daran schon lauthals ob der schweren Last auf dem Rücken jammern) bepackt durch die Welt reisen, nicht wissend wohin es mich treibt, wo ich die nächste Nacht verbringe und was der folgende Tag für mich bereit halten wird – für ein solches Unterfangen fehlt mir das entsprechende Gemüt, die Abenteuerlust und die Bereitschaft, mich für längere Zeit von meinem zu Hause zu trennen, von der zu stark ausgeprägten Bequemlichkeit meinerseits ganz zu schweigen (Die von Melanie und Thomas erwähnte und ausgeführte Flashpacker-Variante hingegen könnte später mal interessant werden).

Semiflexible Pensionäre auf Herzreisen

A & O Royal Botanic GardenNun weiß ich also, und damit auch ihr, so ihr es bis zu dieser Stelle lesenderweise geschafft habt, was für ein Reisender ich nicht bin oder zu werden gedenke, nachdem ich mich mehr oder minder erfolgreich einer ganzen Reihe der dargebotenen Klischee-Schublade habe entsagen können. Doch in welche von ihnen lasse ich mich nun stecken? Es wird Zeit für einen tiefen Seufzer. Hach. Das offenbar manierierte Streben der Gesellschaft, alles in möglichst gut sortierte Sparten zu klassifizieren ist zwar stellenweise verständlich, aber zu einem nicht kleinen Teil auch exorbitant störend. Warum kann das musikalische Meisterwerk eines Künstlers nicht schlicht und ergreifend hervorragend sein, so wie es ist, ohne jedwede weiterführende Horizontminimierung? Warum muss es außerordentlich in seinem Genre des Alpha-Beta-Gamma-Epsilon-Stils sein? Ja, das leidige Thema des Marketings, der auf den Endverbraucher bestmöglich zugeschnitten Angebote – immer vom faulstmöglichen, bequemsten Konsumenten ausgehend, der sich ganz bestimmt auch noch in irgendeine fadenscheinige Kategorie einbetten lässt.

Hier sehe ich mich nicht, und hier sehen wir, der Anti und die Omni, sich nicht. Nachdem der Blick in die Vergangenheit noch ein Bericht aus der Ich-Perspektive war, gilt es nun erfreulicherweise zum „wir“ zurückzukehren, denn obschon mein Liebster seine höchst eigenen Erfahrungen auf dem Weg zu seiner Selbst im Hier und Jetzt hat machen können und müssen, ergänzen wir uns doch trotz aller hinter uns liegenden Unabhängigkeit in den gleichen Gemeinsamkeiten. Wir sind sozusagen semiflexible Pensionäre auf Herzreisen. Wir möchten auf unseren Expeditionen selbstbestimmt und unabhängig sein, benötigen aber nicht zwangsweise einen Leihwagen, in welchem wir von A nach B kommen (und sind wir mal ehrlich: NIEMAND möchte erleben, wie ich mich in den Linksverkehr eingliedere) – es ist völlig in Ordnung, zum Erreichen unserer selbst ausgesuchten und erklärten Ziele innerhalb eines Urlaubs, auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Wir verzichten auf den Komfort eines renommierten und hoch besternten Hotels, reicht uns doch vielmehr eine kleine Pension oder, bevorzugt, ein Apartment, in welchem wir unser eigener Herr sein und uns selbst versorgen können, sollte uns einmal nicht der Sinn nach einer landestypischen Spezialität zum Abendessen stehen. Wir genießen unsere Zweisamkeit und bedürfen keiner Erheiterung durch Freunde, Fremde oder ganze Gruppen mitreisender Individuen, freuen uns aber über den ausgelassenen Plausch mit Einheimischen, welche sicher ihre ganz eigenen Geschichten zu erzählen haben. Anstelle eines festen Programmes lassen wir uns treiben, informieren uns, was uns gefallen könnte oder stoßen per Zufall auf ein erinnerungswürdiges Objekt, einen atemberaubenden Ort. Wir brauchen zum Entspannen weder Pool noch Liegestuhl, sondern fühlen uns frei, sicher und geerdet, wenn wir nach einem vierstündigen Fußmarsch Sand unter unseren Füßen an einem menschenleeren Strand spüren, den Sonnenuntergang beobachtend. Wir reisen mit dem Herzen – nicht um später außergewöhnlichste Erlebnisse zum Besten geben zu können, sondern um uns mit Lächeln-bescherenden Gedanken dem Alltag und neuem Fernweh hingeben zu können. Wir reisen – wir fühlen – wir lieben – wir leben.A und O Westerhever

„Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und daß man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen läßt.“

(Adolph Freiherr von Knigge)

6 Kommentare

  • Pingback: Blogparade Reisetypen - Wir sind Flashpacker - und Ihr?

  • Hallöchen Ihr beiden,

    also, erst mal Danke für die Teilnahme an unserer Blogparade.

    Danke vor allem, für diesen tollen, humorvollen – achwas, einfach genialen Artikel. Ich musste so oft lachen, so oft an eigene Erfahrungen denken (Omma und Oppa waren immer im Spessart – und ich musste mit). Hach, herrlich. Und das Zelten, das mag ich ungefähr genau so gerne – seit dem Lausitzring 2005 – mein Rücken tut jetzt noch weg. Von der Bühne 3 Stunden durch West-Russland gelaufen, bis wir unser Zelt wieder gefunden haben (jaja, der Alkohol), dann in den Schlafsack. Um 6:15 hörten die Nachbarn zur Linken mit dem Saufen und Gröhlen auf. Endlich Ruhe! Umd 6:22 fingen die Nachbarn zur Rechten… neeeee, das muss ich nicht haben.

    So eine Blogparade hat schon was. Alleine, dass ich euren Blog entdeckt habe, das war es schon wieder wert. Willkommen in meinem RSS-Reader – man liest sich!

    LG Thomas

    • Omni die Nachtgeburt

      Lieber Thomas,

      vielen herzlichen Dank für das Feedback! Grundsätzlich ist es für uns ganz fantastisch, dass jemand grundsätzlich einmal auf das eingeht, was wir, soviel darf ich wohl sagen, immer sehr liebe- und auch mühevoll verfassen. Dass du über den Inhalt dann auch noch so sehr begeistert bist, freut mich natürlich noch einmal doppelt und dreifach. Also vielen vielen Dank, auch für eine so schöne Blogparade und die Möglichkeit unsererseits mitwirken zu können.
      Deine Erfahrung bezüglich Camping erinnert mich doch schwer an mein zweites Wacken, damals (und da war es noch nicht so überlaufen wie es heute ist, obschon voll genug) konnte ich erst am Tage des Beginns (und nicht schon wie ratsam mindestens einen Tag vorher) anreisen und war gezwungen gefühlt in einem anderen Ort zu campen – Fußmarsch zum Gelände ca. eine Stunde, was in vielerlei Hinsicht einfach nur ätzend ist (nicht nur wenn man ein wenig fußfaul ist 😉 )Da hab ich mein Zelt am ganzen Wochenende vielleicht drei Mal gesehen und bin einfach das ganze Wochenende über wach geblieben. Faszinierend, dass es Menschen gibt, die daran Spaß finden (so soll es sein und mein größter Respekt) aber für mich ist das definitiv nichts 😀

      Danke noch einmal für deinen Zuspruch in vielerlei Hinsicht und liebste Grüße,
      Miri

  • Zickerella

    Bist du dir sicher, dass es Grundschulalter war?! Ich kann mich an ein Foto aus Österreich erinnern, wo ich in dem schwierigen Alter von mind. 11 o. 12 gewesen sein muss! ^^

    Gerade erinnerte ich mich an unser Telefonat, als du in Irland (oder England!?) warst und ich heulenderweise am Hörer hing, dass du schnellstmöglich zurückkommen sollst! Nostalgie ist was Feines! <3
    Die Zeit rennt!
    Tolle Worte, tolle Bilder, toll, toll, toll! 🙂
    Viele Grüßßeeeeeee, Sam!

    • Omni die Nachtgeburt

      Mal abgesehen davon, dass ich als „Übergänger“ wie es sich schimpfte (vielleicht auch noch heute, ich weiß es gar nicht) mit elf quasi noch Grundschulalter hatte :D, dachte ich es wäre so gewesen, konnte mir auch nur schwerlich vorstellen dass du pubertierenderweise bereit gewesen wärst diesen Urlaub anzutreten 😉 So oder so wird es wohl nichts an deinem Fazit ändern, nicht wahr? 😀

      Ja, ein Hoch auf die Nostalgie, meine geliebte kleine Klette, die du einst warst, geliebt bist du noch immer :-*

  • Hallo Ihr Beiden,
    semiflexible Pensionäre auf Herzreisen – sehr schöner Begriff! Sehr humorvoll geschrieben. Musste öfters schmunzeln.

    Meine Campingerfahrung hatte ich auch fast nur auf Festivals und die war zum Teil übel. Dauerregen und Schlamm rund um unser Minipackzelt, das so klein war, dass wir unsere Schuhe vor das Zelt stellen mussten. Pfingsten in Mainz hat es fast immer geregnet. Sanitäre Anlagen unbenutzbar, in den Duschen stand das Wasser knöchelhoch. Bei einer Campingreise im früheren Jugoslawien war es ähnlich, Campingplätze überfüllt, keine Dusche nutzbar. Das Thema war für mich dann abgeschlossen.

    Gruppenreisen sind ein Thema für sich. Woher kommen bloß immer die Nervensägen alle her? 😉 Am Liebsten reise ich mit meinem Mann zu zweit, wir sind ein gut eingespieltes Team mit ähnlichen Interessen.

    LG
    Renate

    • Hallo Renate!

      Vielen Dank für das Lesen und Kommentieren unseres Beitrages. Natürlich freut es mich sehr zu hören, dass ich auch dich ein wenig zum Schmunzeln bringen konnte. Die schönsten Geschichten schreibt nun wohl tatsächlich einmal das Leben 🙂

      Schön, dass wir uns hier alle einig sind, das Campen nichts für uns ist. Das Platzproblem ist dabei wohl sogar das kleinste Übel – ist es draußen heiß, ist es drinnen nicht auszuhalten, ist es draußen wiederum kalt, zitterst du im innern noch viel mehr, ist es dreckig, schleppst du alles mit ins Zelt, besonders dann wenn es regnet. Im Grunde könnte ich einen ganzen Beitrag nur darüber schreiben warum ich Camping vollumfänglich doof finde 😀

      Das mit dem eingespielten Team kommt mir doch sehr bekannt vor, der A und ich, wir ergänzen uns auch in jedweder Hinsicht ganz vorzüglich und lassen uns dann im Urlaub auch von plötzlich auftretenden Schwierigkeiten nicht aus der Ruhe und Harmonie bringen. So muss das sein!

      Liebe Grüße, Miri

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