DARTS: Our Road to PDC – Teil 4: Die Welt braucht eine Scheibe

Es gibt definitiv Dinge (respektive Menschen, Handlungen, Tatbestände oder sonstige Firlefanzerei) im Leben, die gehören untrennbar zusammen. Sie bedürfen einander zur erfüllenden Gestaltung ihrer gemeinsamen Existenz aufgrund einer tief verwurzelten Verbundenheit, welche für nicht involvierte Individuen nach außen hin nicht unbedingt prima facie zu erkennen sein muss. Manchmal hingegen liegt der Konnex jedoch auf der Hand, sicht- und erfahrbar für jeden, der nicht vollends mit Scheuklappen seinen Alltag bestreitet. Was wären beispielsweise der A und die O ohne einander? Nicht auszudenken! Was wäre Charlie Brown ohne seinen kleinen klugen Beagle Snoopy? Was wäre ein köstliches Essen ohne rote Zwiebeln und den anschließenden, unausweichlichen Blähbauch – oder hat es euch etwa nicht geschmacket? Was wäre ein heißer Sommertag (sowie die meisten aller anderen Tage des Jahres) ohne köstlichste Eiscreme? Eine schier unendlich fortführbare Liste an mitunter exorbitant essentiellen Fragen, welche allesamt in ein und derselben Antwort münden: Defektiv. Ja, ganz genau, in etwa so unvollkommen wie ein Trio gar wunderprächtiger Dartpfeile ohne die sisalene Scheibe, die sie auffängt und bewertet.

O Board, Where Art Thou?

Da standen wir also nun an Antis großem Ehrentag und konnten sein Geschenk (und auch mein vorzüglich passendes Pendant, Darts mit ganz entzückend rosarot-bedruckten Flights) nicht testen. Internet-Recherchen ergaben bedauerlicherweise viel zu schnell, dass wir an diesem Samstagnachmittag auch nirgends mehr einen hilfreichen Händler finden würden, der die adäquate Erwiderung auf unser stoisches Begehr würde geben können – Nischenläden mit freundlichen Öffnungszeiten für Spätentschlossene sind leider allzu rar gesät. So bemühten wir schließlich Amazon, um wenigstens den Beginn der folgenden Woche mit fliegenden Stahlgeschossen einläuten zu können. Unsere Auswahlkriterien bei der Fahndung nach unserem Wunschboard waren dabei ebenso einfach wie effektiv: Zum einen sollte uns der Prime-Service* eine Lieferung am kommenden Montag garantieren, zum anderen wollten wir ein qualitativ hochwertiges Produkt aus einem der beiden uns bekannten Häuser Winmau (überwiegend bespielt bei den Turnieren der BDO – British Darts Organisation) und Unicorn (verwendet bei sämtlichen großen Austragungen der PDC – Professional Darts Corporation). Nach Sichtung einiger verschiedener Angebote entschieden wir uns schnell für das erste Suchergebnis, das Unicorn Eclipse Pro* – eines der beliebtesten Bristle Boards, wenn man einer Vielzahl entsprechender Online-Shops Glauben schenken darf (und wir taten es).

[biginfobox color=“#dd7a7a“ textcolor=“#000000″ title=“Tipps zum Kauf eines Dartboards“]

  • Wie so oft, empfiehlt es sich auch hier, im Geschäft seines Vertrauens zu kaufen – die persönliche Beratung vor Ort von einem Profi ist unbezahlbar. Viel wichtiger allerdings: Sisal ist eine Naturfaser und entsprechend gleicht nicht jedes Board dem anderen. Gerade deshalb empfielt es sich mit eigenen Augen zu sehen, für was man Geld ausgiebt. Denn leider ist es besonders bei den Boards von Unicorn so, dass man da ganz viel Pech haben kann: Die Spider ist unregelmäßig eingelassen, der Draht schaut mitunter fast einen Zentimeter aus dem Board. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die qualitativ hochwertigen Scheiben ausschließlich für die PDC hergestellt werden und der Normal-Verbraucher sich mit B-Ware zufriedengeben muss…
  • Statt auf einen möglichst günstigen Preis, sollte man definitiv in erster Linie auf Qualität achten: In der Regel wird ein Dartboard hoch frequent genutzt und einzelne Segmente müssen eine Menge Würfe aushalten. Die Produkte von Winmau, Bull’s und eigentlich auch Unicorn sind genau darauf angelegt und kosten, wie in unserem Falle, gerade mal um die 50€. Wir bespielen unser Bristle Board nun seit fast einem Jahr – wie man auf dem Beitragsbild gut erkennen kann, hat es schon einiges aushalten müssen – und dennoch bleibt jeder Pfeil da, wo er gelandet ist.
  • Wer sich vorab ausgiebig informieren möchte, dem sei dieser Langzeittest von Profi-Boards ans Herz gelegt: Testbericht bei darts1.de
  • Nicht unerheblich für den Kauf sollte ebenfalls die Dicke des Spiders sein. Dies ist der Draht, welcher die einzelnen Segmente des Boards markiert. Je dünner diese Spinne ist, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, sie mit einem Dart zu treffen und somit einen höchst ärgerlichen Bouncer (Abpraller) zu fabrizieren.
  • So oder so gilt: Um das Board, für welches man sich letztendlich auch entschieden hat, gleichmäßig abzunutzen, empfielt es sich den Draht regelmäßig zu drehen!

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Kollektives Fremdgehen

Die Bestellung ward getätigt, und somit hatten wir alles in unserer Macht Stehende getan, ohne das akute, und für äußerst schwerwiegend befundene, Problem des unbedingten Willens, die Darts noch am selbigen Tage ihrer Jungfräulichkeit zu berauben, aus der Welt schaffen zu können. Nun, eigentlich ist es höchst albern, wie richtiggehend regsam wir mit Voranschreiten jeder einzelnen Minute wir wurden, so man bedenkt, dass zwischen unserem Wunsch, uns diesem pfeilschnellen Sporte zu widmen, und der Inangriffnahme dieses Planes in Form meines Geschenkes an Anti ziemlich genau drei lange, träge Monate lagen – Entsprechend sollte man doch, gesunden Menschenverstandes mächtig, meinen, dass ein oder zwei weitere Tage der Abstinenz niemandem wehtun und unsere professionellen Ambitionen nicht in einschneidendem Maße bremsen würden. Aber nein, mit allzu großer Wonne verloren wir uns in unserem gar kindsköpfigen Verlangen und kehrten zurück zu dem Ort, wo alles begann: Die Pool Hall in Münster. So verbrachten wir also nicht nur Omnis Ehrentag äußerst sportlich, sondern auch des Antis Jubiläum. Dieses Mal wurde uns, obschon es erheblich voller war als bei unserem letzten Besuch, ein sehr viel schnuckeliger gelegener Steeldart-Automat zugeteilt und wir konnten ganz intim und unbeobachtet unser Hello-Kitty-Equipment einem ersten Test unterziehen.

Besitz beruhigt

Vielleicht spielt auch hier die Autosuggestion, wie so oft im Leben, eine große Rolle, doch mögen die Motive für die folgende Erkenntnis an dieser Stelle unergründet bleiben: Es ist, selbst für blutige Anfänger, wie wir es waren (und im Grunde genommen auch momentan noch sind), ein völlig anderes Spielempfinden, die eigenen, individuellen Darts in den Händen zu halten und diese zu werfen als auf jene zurückgreifen zu müssen, welche schon durch allerlei schwitzige Finger gegangen sind, deren Besitzer nicht allzu ambitioniert, dafür jedoch kritisch alkoholisiert zu Werke gingen. Oh ja, es fühlte sich phantastisch an. Und schwer. 26 Gramm um genau zu sein – relativ ungewohnt auf den ersten Wurf, doch darüber hinaus angenehm spürbar. Es bereitete uns allergrößte Wonne an solch einem feierlichen Tage unsere persönliche Ausrüstung in Richtung der poolhallischen Gerätschaft zu beschleunigen, obschon die Ergebnisse gegenüber unserem ersten Auftritt in der Pool Hall keine signifikante (wenn überhaupt eine) Verbesserung zu verheißen schien – wir hatten Spaß, vergessen ward die Tatsache, dass in unserem trauten Heime ein nicht unwichtiges kleines Detail zu unserem Glück fehlte und wir spielten an diesem Abend bis sowohl der Wurfarm, als auch die Augen müde und schwer wurden.

Das Brett vor dem Kopf statt das Board an der Wand

Da wir den Sonntag ohnehin damit verbringen mussten, uns von unseren tollkühnen sportlichen Aktivitäten des Samstags zu erholen, wurde die erhoffte montägige Lieferung nicht ungeduldig ersehnt, sondern vielmehr – da war sie wieder eingekehrt, die abhanden gekommene Vernunft – freudig und entspannt erwartet. Wir nutzten die Zeit, um uns finale Gedanken darüber zu machen, wo wir unser formschönes Bristle Board denn überhaupt anbringen wollten – an Fläche und Wänden mangelt es uns eigentlich nicht, doch Geraden sind mitunter rar gesät im antiomnischen Hauptquartier. So liefen wir alle in Frage kommenden Räume, bewaffnet mit einem Zollstock, ab, um die eine Mauer zu finden, auf welche hin ein Werfen im gebotenen Mindestabstand von 2,37m optimal möglich wäre. Die Entscheidung fiel schließlich auf unsere kuschelige Kinoecke, genauer gesagt auf die dort befindliche auf Tür zum herrschaftlichen Ankleidezimmer.

Wie man ein Dartboard nicht anbringen sollte

CAUTION: Don’t do this at home!

Der Montag kam und mit ihr der freundliche Paketzusteller. In Windeseile wurde die Lieferung ausgepackt, freudig umjubelt und ein Loch in die hölzerne Tür gebohrt, exakt so, dass die Mitte des Bullseye sich auf einer Höhe von 1,73m befand – das passte scheinbar perfekt. Es konnte endlich losgehen. Jubelnd bewaffneten wir uns und absolvierten die ersten Würfe. Es folgten keine weiteren. Klug und weitsichtig, wie wir es zu sein pflegen, hatten wir zwar den einzuhaltenden Abstand bedacht, nicht jedoch die folgenden zwei kleinen, dafür umso fundamentaleren Details: Zum einen landet selbst bei Profis wie Phil Taylor, Michael van Gerwen oder Gary Anderson nicht jeder einzelne Versuch auf Tops (Doppel 20) da, wo er soll. Während genannte und auch andere Könner den betreffenden Dart gelegentlich wenige Millimeter oberhalb des anvisierten Zieles platzieren, äußert sich ein solcher Fauxpas seitens A und O in einer stattlichen Strecke von mehreren Zentimetern (im Grunde sind wir da nach oben hin offen) und das bedeutete in unserem Falle, dass der Pfeil statt im weichen Sisal im nicht ganz so nachgiebigen Echtholztürrahmen landete – unschön (und laut noch dazu, von den Folgen für die Stahlspitzen ganz zu schweigen). Zum anderen gibt es da noch das nicht ganz unkritische physikalische Phänomen der Trajektorie – ein geworfener Dart beschreitet in der Regel eine Kurve, deren höchster Punkt weit über den 20er-Segmenten liegt. Klingt für den Außenstehenden zunächst nach keinem sonderlichen Problem, so man denn nicht in einer Hobbit-Behausung ansässig ist. Wäre es auch nicht, wenn unsere auserkorene Ecke nicht auf einer Erhöhung läge, von der aus selbst die kleine Omni die Decke berühren kann, so sie ohne große Mühe ihren Arm ausstreckt. Summa summarum streifte ein wesentlicher Teil unserer Darts, zumindest derjenigen, welche dafür gedacht waren, die obere Hälfte der Scheibe zu treffen, die Decke, um sich dann schnurstracks einen Weg in die hölzerne Wand zu bahnen – viel suboptimaler hätte man das Ganze kaum planen können. Es stand außer Frage, dass es so weder für uns noch für unseren Hausrat Sinn machte. Doch wir trugen es mit einer großen Portion Humor und starteten höchstmotiviert und gut gelaunt in unsere neue, so nicht geplante Mission. Welche, und so viel darf schon jetzt verraten werden, äußerst zufriedenstellende Lösung wir fanden, soll beim nächsten Mal das Thema sein.

[biginfobox color=“#dd7a7a“ textcolor=“#000000″ title=“Tipps zum Finden des geeigneten Ortes für die Dartscheibe“]

  • Der offizielle Mindestabstand vom Oche (Abwurflinie) zur Scheibe liegt bei exakt 2,37m – das ist unabdingbar. Vergessen sollte man jedoch ebenso wenig, genügend Bewegungsfreiraum nach links und rechts einzuplanen. Sitzt beispielsweise ein Dart ungünstig und man muss ihn „umwerfen“, kann es sein, dass man seine Abwurfposition korrigieren muss. Darüber hinaus findet jeder Spieler eine individuelle Stellung, von der aus er wirft. Diese kann zwar im Verhältnis zum Board mittig sein, muss sie aber nicht.
  • Der Dart nähert sich dem Board in einer Kurve. Auch wenn die Scheibe, wie vorgeschrieben, so platziert werden kann, dass sich das Bullseye exakt auf einer Höhe von 1,73m befindet, ist das noch nicht automatisch die halbe Miete. Auch nach oben hin sollte genügend Abstand zur Decke sein, so dass die Darts mit dieser auf keinen Fall in Berührung kommen.
  • Eure Dartscheibe ist übrigens erst dann richtig angebracht, wenn nicht nur die beiden eben genannten Maße eingehalten wurden, sondern, wenn die Diagonale vom Bullseye zum Oche genau 2,93m beträgt.
  • Es empfiehlt sich, zum Schonen der Stahlspitzen als auch der Wände, ein sogenanntes Surround zu montieren oder eine ähnliche, federnde Vorrichtung anzubringen, die weniger zielsichere Würfe abfängt.

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[hupso]

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